Und das ist auch gut so. Aber es sagen auch nur wenige: „Mein Tag soll richtig gut sein.“ Oder entspannt. Oder erfolgreich. Oder … Dabei können diese Intentionen für den Tag zu mehr Ruhe, Kraft und Erfolg führen.
Intentionen zu setzen – das kennst Du vielleicht vom Yoga: „Wenn Du magst, kannst Du auch eine Intention für die Stunde setzen“, ist eine typische Anleitung zu Beginn einer Stunde. Die Intentionen helfen uns, konzentrierter zu bleiben, „ganz auf der Matte zu sein“ und schaffen eine Verbindung zwischen dem, was außen geschieht und dem, was wir uns als Intention gesetzt haben.
Auch in der Führungskultur sind Intentionen anzutreffen. In „Turn the ship around“ spricht der ehemalige Navy-Kommandant David Marquet davon, wie er die starre Hierarchie auf seinem U-Boot veränderte. „I intend to …“ – ist eine Stufe auf der „Ladder of Leadership“ zu mehr Autonomie der Mitarbeiter:innen und echten „Leadern“ statt autoritären Führungskräften.
In einem Workshop mit dem schönen Thema „Let‘s talk about stress, baby!“ (mehr dazu am Ende des Artikels) traf ich auf die Idee, Intentionen auch im Alltag zu nutzen, um achtsamer und damit weniger stressanfälliger zu sein. Ich mag solche Anstubser (oder moderner auch nudges), seien es Zitate an der Wand oder tägliche Tipps wie sie z.B. der Action for Happiness-Kalender gibt. Auf diesem Boden sind auch die Gedanken der Woche hier auf der Wechselwiese gewachsen. Also bin ich gerne in das Experiment eingestiegen und lade Dich ein, auch mitzumachen. Am Ende des Artikels findest Du eine Datei mit „Intentionskärtchen“ zum Herunterladen. Es geht aber natürlich auch ohne!
Variante 1 – für die Zielstrebigen unter uns
Du kennst Deine Werte, Du weißt, was Du erreichen willst, Du bist achtsam für Deine Gefühle und Stimmungen und kannst gut einschätzen, was Du brauchst? Dann kannst Du gleich morgen früh mit den drei Schritten loslegen:
1. Schritt: Status-Check:
Frage Dich (z. B. beim Aufstehen, Frühstücken oder vielleicht beim Zähneputzen?): Wie geht es mir heute? Welche Gefühle herrschen vor? Wie ist meine Stimmung und mein Energielevel? Wie geht es meinem Körper?
2. Schritt: Umwelt-Check:
Frage Dich, was die Umwelt heute von Dir will (z.B. berufliche Aufgaben, familiäre Verpflichtungen, Sporttermine, usw.) und was Du heute von der Umwelt willst.
3. Schritt: Setze Deine Intention:
Welche Intention passt heute am besten? Bist Du vielleicht ein wenig unruhig und hast wichtige Termine vor Dir? Dann könnte „Ruhe“, „Kraft“ oder „Gelassenheit“ passend sein. Bist Du dagegen etwas niedergeschlagen und der Tag bietet auf den ersten Blick wenig an, um Dich aufzuheitern, kann die Intention „Neugierde“, „Freude“ oder „Offenheit“ vielleicht dazu führen, dass Du mehr von den alltäglichen Schönheiten findest.
Variante 2 – für die „Go with the flow“-Menschen unter uns
Variante setzt auf den Zufall und spricht besonders Spieler:innen an. Bevor Du den Zufall entscheiden lassen kannst, ist ein wenig Arbeit angesagt: Leg Dir eine Liste mit mindestens 12 Intentionen an. Du kannst einfach drauf los schreiben oder Kategorien nutzen (z.B. „Beziehungen“, „Mentaler Zustand“, „Positive Emotionen“). Oder Du machst es Dir noch leichter und lädst Dir meine Intentionskarten herunter.
Aus Deiner Liste wählst Du nun jeden Morgen Deine Intention. Wenn Du den Zufall noch stärker einladen möchtest, kannst Du
- – Deine Liste nummerieren und die Intention des Tages auswürfeln (es gibt Würfel in allen möglichen Varianten. Frag in Deinem Freundeskreis nach einem „Zwanzigseiter“ oder „Prozentwürfel“. Oder geh in einen Spieleladen, um Dir einen schönen Würfel passend zu Deiner Liste auszusuchen),
- – als Bastelprofi ein Glücksrad bauen bzw. einen Kreisel nutzen oder
- – die Kärtchen mit der Rückseite nach oben in eine Schachtel stecken und morgens eine Karte ziehen.
Soweit die Vorbereitung. Wenn Du Deine eigenen Erfahrungen machen willst, dann starte jetzt. Hier findest Du die kreativ gestaltete Kärtchen. Für einige Intentionen habe ich Fragen bzw. Anregungen zum Nachdenken zusammengestellt.
Das Experiment – Wie läuft es?
Am ersten Tag ziehe ich eine sehr schöne Karte: „Nachsicht“. Am Tag gelingt es mir zweimal, auf diese Intention zurückzukommen. Allerdings erst Stunden nach dem jeweiligen Vorfall. Darüber ärgere ich mich erst. Dann macht mich die gesetzte Intention auch gnädiger mit mir. Ich muss nicht gleich am ersten Tag jede Sekunde an meine Intention denken.
Am zweiten Tag ist es „Achtsam“. Fast langweilig, denn damit beschäftige ich mich ja schon länger. Wenn auch nicht immer erfolgreich. Aber die Tagesintention hilft dann doch, um in der Supermarktschlange einen Mini-Bodyscan zu machen. Auch auf der Arbeit nützt die Karte. Als ich schon fast in den Bildschirm hineingekrochen bin, nehme ich achtsam war, dass meine Augen gestresst sind und gebe ihnen eine zweiminütige Pause.
Am dritten Tag scheint meine Karte völlig unpassend zu sein: „Lernen“ soll die Intention des Tages sein, dabei will ich meine Steuererklärung machen und mal all die kleinen Aufgaben abarbeiten, die mich immer mit diesen drohenden „Ach, das wolltest Du doch auch schon längst gemacht haben“-Augen anstarren. Was soll ich da schon groß lernen? Aber ich will ja keine Spielverderberin sein, also überlege ich noch mal genauer. Und stelle fest, dass ich zumindest etwas darüber gelernt habe, wie ich mich zu diesen Dingen motivieren kann. Außerdem habe ich zwei FAQ-Artikel aus dem Hilfetext des Steuerberatungsprogramms gelesen – und damit etwas über Steuererklärungen gelernt, was ich vorher noch nicht wusste.
Mein Fazit:
Inzwischen bin ich in der dritten Woche des Experimentes. Die Kärtchen reichen noch für weitere sechs Tage. Dann kann ich aber auch noch für Nachschub sorgen, bevor ich in die Wiederholungsrunde einsteige – mit dem Experiment kamen immer weitere Ideen dazu. Mein Fazit: Es klappt nicht immer gut. Aber an vielen Tagen, helfen mir die Intentionen, kurz inne zu halten und aus dem Trott herauszusteigen. Manchmal habe ich meine Pläne geändert, manchmal habe ich nur kurz über die Intention nachgedacht. Aber genau das finde ich spannend. Es ist leicht, am Yoga-Wochenende die Intention „Achtsamkeit“ umzusetzen, genauso wie „Freude“ während eines schönen Urlaubstages vorherrscht. Die eigentlich Kunst sind jedoch die Tage, an denen die Intention scheinbar nicht zum Alltag passt. An diesen Tagen können wir mit der Intention Handlungen bewusster wahrnehmen, immer mal wieder einen Schritt zurücktreten und eventuell Kurskorrekturen vornehmen. So verfallen wir weniger in alt bekannte, ungünstige Routine. Ich jedenfalls mache weiter!
Du hast Ideen für weitere Intentionskärtchen? Schreib sie mir in den Kommentar, ich nehme sie dann gerne in die Sammlung auf. Ich freue mich auch über Berichte über Eure Intentions-Experimente.
Und übrigens: Solltest du an dem Thema Stress oder an dem interaktiven Vortrag Interesse haben, dann melde dich gerne bei Heike Emdal (h.emdal@gmx.de), die mich auf die Idee mit den Intentionskarten gebracht hat. Sie freut sich über alle, die (besser) lernen wollen, mit Stress umzugehen.